Die Kooperationspartner:innen
der SAG NRW stellen sich vor

In unserer Interviewreihe werden wichtige Akteure zur Gestaltung und Umsetzung von Ganztagsbildung in NRW vorgestellt.

Schutzkonzepte im Ganztag: Kinderrechte stärken, Beteiligung ermöglichen, Sicherheit gewährleisten

Das Team der SAG NRW sprach mit Verena Bücker vom Landschaftsverband Rheinland. Sie ist dort Ansprechperson für das Thema Entwicklung, Anwendung
und Überprüfung von Rechte- und Schutzkonzepten in der Kooperativen Ganztagsbildung im Primarbereich (OGS).

Ein wirksames Schutzkonzept ist immer auch ein Rechtekonzept. Es stärkt – im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention – die Rechte von Kindern auf Befähigung, Beteiligung und Schutz vor Gewalt.  Die Verantwortung für den Kinderschutz liegt nicht nur bei den Akteuren des Kooperativen Ganztags (Schule und OGS-Träger), sondern ist auch in den strukturellen Aufgaben der öffentlichen Jugendhilfe gemäß §§79 und 79a SGB VIII verankert.

Damit Rechte- und Schutzkonzepte im Kooperativen Ganztag nachhaltig entwickelt werden, sind folgende Aspekte zentral:  

• Ein gemeinsames Konzept – Schule und OGS-Träger entwickeln in gemeinsamer Verantwortung ein Konzept, das sowohl den Unterricht als auch außerunterrichtliche Angebote berücksichtigt (§11 Abs. 5 Landeskinderschutzgesetz NRW; zukünftiger gemeinsamer OGS-Erlass Pkt. 7.7 vom MSB und MKJFGFI ab 1. August 2026)
• Verbindliche Kooperation – Schule, OGS-Träger und öffentliche Jugendhilfe müssen sich frühzeitig abstimmen, um klare Zuständigkeiten und feste Abläufe festzulegen.
• Berücksichtigung aller Perspektiven – Schul- und OGS-Leitung, Lehrkräfte, OGS-Mitarbeitende, weitere Mitarbeitende, Erziehungsberechtigte – und vor allem Kinder selbst – werden aktiv beteiligt.
• Regelmäßiger Fachaustausch zwischen Lehrkräften und OGS-Mitarbeitenden – Kinderschutz gelingt nur durch abgestimmtes Handeln im multiprofessionellen Team.
• Schutz, Befähigung und Beteiligung zusammen denken– Ein wirksames Rechte- und Schutzkonzept schützt nicht nur vor Gewalt, sondern stärkt Kinder aktiv in ihren Rechten
• Schutz- und Rechtekonzepte als dynamischen Prozess verstehen – Sie sind keine einmalige Maßnahme, sondern kontinuierliche Organisationsentwicklungsprozesse, die Zeit, finanzielle und personelle Ressourcen und regelmäßige Reflexion erfordern
• Fachliche Begleitung nutzen – Externe Beratung hilft, blinde Flecken zu vermeiden und das nötige Fachwissen sicherzustellen

Ein Rechte- und Schutzkonzept wird dann wirksam, wenn es verbindlich, praxisnah und für alle verständlich ist – und vor allem im Alltag gelebt wird.

Als Fachreferentin unterstütze ich kommunale Jugendämter in ihrer Aufgabe, die Entwicklung, Umsetzung und Überprüfung von Rechte- und Schutzkonzepte im Kooperativen Ganztag im Primarbereich zu begleiten.

 Mein Beratungsangebot umfasst:

• individuelle Prozess- und Fachberatung
• Weiterbildung und Qualifizierung sowie
• Bereitstellung von Arbeits- und Orientierungshilfen

Was ist Ihre Vision für eine kindorientierte Ganztagsbildung?

Eine kindorientierte Ganztagsbildung wird aus Kinderperspektive gedacht. Sie verwirklicht die Rechte aller Kinder auf Befähigung, Beteiligung und Schutz im Alltag und nimmt ihre individuellen Besonderheiten ernst. Sie fördert die Persönlichkeitsentwicklung und gibt Kindern die Möglichkeit, den Kooperativen Ganztag aktiv mitzugestalten. Durch echte Mitbestimmung erleben Kinder, dass sie ihren Alltag beeinflussen können.  

Eine wertschätzende, anerkennende Beziehungsgestaltung ist die Grundlage dafür. Sie entsteht durch Vertrauen, Respekt und echte Partizipation. Dazu gehört auch die Reflexion ungleicher Machtverhältnisse in pädagogischen Beziehungen: Wo haben Kinder echte Wahlmöglichkeiten? Wo erleben sie Kontrolle oder Fremdbestimmung? Wie können Strukturen so gestaltet werden, dass sie ihre Rechte tatsächlich wahrnehmen können?

Ganztagsbildung verändert sich, wenn Kinder nicht nur gefragt werden, sondern spüren: Meine Meinung zählt. Meine Grenzen werden respektiert. Ich kann hier mitgestalten.

• Enders, Ursula (Hrsg.) (2017): Grenzen achten. Schutz vor sexuellem Missbrauch in Institutionen. Ein Handbuch für die Praxis. Köln: KiWi
• LVR-Landesjugendamt Rheinland, LWL-Landesjugendamt Westfalen-Lippe, AJS NRW (Hrsg.) (2022): Rechte- und Schutzkonzepte. Praxistipps für die Jugendförderung NRW. Köln/Münster: LVR & LWL
• Maywald, Jörg (2024): Kinderrechte und Kinderschutz im Ganztag. Kinder beteiligen, fördern, schützen. Freiburg: Herder
• Oppermann, Carolin/Winter, Veronika/Harder, Claudia/Wolff, Mechthild/Schröer, Wolfgang (Hrsg.) (2018): Lehrbuch Schutzkonzepte in pädagogischen Organisationen. Weinheim: Juventa

Die SAG NRW-Homepage ist eine zentrale Informationsplattform rund um die Ganztagsbildung in Nordrhein-Westfalen. Sie bietet Fachkräften, Bildungsträgern und Interessierten aktuelle Informationen, praxisnahe Materialien sowie einen Überblick über Projekte und Veranstaltungen. Durch regelmäßige Aktualisierungen bleibt die Seite eine verlässliche Anlaufstelle für alle, die sich über Entwicklungen, Best-Practice-Beispiele und fachliche Impulse im Bereich Ganztag informieren möchten.

Im März 2025 erhielt sie einen umfassenden Relaunch mit frischem Design,
optimierter Navigation und spannenden Inhalten zur Ganztagsbildung.

Was erwartet Sie?

• Schneller Zugriff auf wichtige Informationen – Alle Neuigkeiten und Veranstaltungen auf einen Blick sowie praxisnahe Tipps
• Verbesserte Nutzerfreundlichkeit – Intuitive Navigation und eine klare Struktur
• Optimale Darstellung auf allen Geräten – Egal ob Smartphone, Tablet oder PC

Mit der Neugestaltung nimmt die Website verstärkt die zentralen Themen der Ganztagsbildung in den Fokus. Die verbesserte Nutzer:innenorientierung sorgt für einen noch stärkeren Praxisbezug und macht die Seite zu einer wertvollen Informationsquelle für Fachkräfte im Ganztag.

Qualitätszirkel: Ein Steuerungsinstrument für eine starke Ganztagsbildung

Vor dem Hintergrund des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter rückt die Qualitätszirkelarbeit in Nordrhein-Westfalen wieder stärker in den Fokus. Eine qualitätsorientierte Ganztagsbildung lebt von der Kooperation vielfältiger Akteursgruppen aus Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Kultur, Sport und weiteren außerschulischen Institutionen und Organisationen.

Die kommunalen Qualitätszirkel bieten eine Plattform für fachlichen Austausch, kollegiale Beratung und gemeinsame Weiterentwicklung der Ganztagsangebote vor Ort. Hier können Leitbilder und Qualitätsmerkmale entwickelt, Rahmenkonzepte erarbeitet und Netzwerke gestärkt werden. In Ergänzung dazu fördern regionale Qualitätszirkel auf Regierungsbezirksebene übergreifend den interkommunalen Austausch. Die Serviceagentur Ganztagsbildung NRW bietet im Jahr 2025 eine Vielzahl von Unterstützungsleistungen an, um die Gründung, Professionalisierung und Vernetzung kommunaler Qualitätszirkel zu fördern:

• Informationsveranstaltungen zu Zielen, Umsetzung und Erfolgsfaktoren kommunaler Qualitätszirkel
• Digitale Sprechstunden zur Klärung offener Fragen
• Aktualisierte FAQ-Liste mit häufig gestellten Fragen
• Starterpaket mit Materialien zur Gründung eines Qualitätszirkels
• Bestandsaufnahme der Qualitätszirkel in NRW, um gezielte Förderangebote zu entwickeln
• Regionale Qualitätszirkel auf Regierungsbezirksebene
• Good-Practice-Beispiele, Methodenpool und weitere Materialien

Nutzen Sie das Potenzial der Qualitätszirkel, um die Qualität der Ganztagsbildung in Ihrer Kommune weiterzuentwickeln. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website.

Kommunale Qualitätszirkel: Digitale Sprechstunde
Haben Sie Fragen zur Gründung oder Weiterentwicklung Ihres kommunalen Qualitätszirkels in Nordrhein-Westfalen? Dann besuchen Sie unsere digitale offene Sprechstunde jeden zweiten Mittwoch im Monat von 13:00 bis 14:00 Uhr. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Ansprechpartner:innen Qualitätszirkel

Ramona Steinhauer
0176 5792947
ramona.steinhauer@isa-muenster.de

Karaca Kaplan
0176 56986533
karaca.kaplan@isa-muenster.de

Neue Veranstaltungsreihe der Fachberatung Ganztagsförderung des LWL-Landesjugendamtes

„Kernpunkte des OGS-Erlasses – Online-Impulsreihe für die kommunale Steuerungsebene“

Die Fachberatung Ganztagsförderung des LWL-Landesjugendamtes wird ab 2025 ein neues, regelmäßig stattfindendes Online-Format anbieten, das die kommunalen Akteure – insbesondere die kommunalen Jugendämter – bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung unterstützen will. Ziel ist es, zentrale Aspekte des neuen OGS-Erlasses in kompakten Sitzungen zu beleuchten und einen fachlichen Austausch zu fördern.

Die Veranstaltungen finden in regelmäßigen Abständen statt und widmen sich jeweils einem spezifischen Teilaspekt des OGS-Erlasses. Jede Sitzung besteht aus zwei Teilen:

1. Input von Expert:innen zu dem thematischen Schwerpunkt
2. Offener Austausch mit den Teilnehmenden

Erster Termin:

Freitag, 14. März 2025
10:00 bis 12:00 Uhr
Plattform: Zoom

Die Auftaktveranstaltung bietet einen allgemeinen Überblick über das System der OGS und dessen Strukturen in NRW sowie auf kommunaler Ebene und gibt darüber hinaus einen Einstieg in das Thema der Ganztagsbildung. Der Expert:innen-Input wird von der Serviceagentur „Ganztagsbildung“ NRW (SAG) gestaltet. Die Veranstaltung richtet sich primär an kommunale Jugendämter, steht aber auch anderen Interessierten der kommunalen Steuerungsebenen und darüber hinaus offen.

Anmeldung:

Bitte melden Sie sich formlos per E-Mail an leif-erik.neugebauer@lwl.org an. Die Zoom-Zugangsdaten werden im Vorfeld an die angemeldeten Teilnehmer:innen versendet.

Voice Up – Junge Stimmen zu Meinungsfreiheit

„Das Potential von Mitbestimmung an Schule ist noch nicht ausgeschöpft.“  Junge Menschen wünschen sich moderierte, geschützte Räume für den Meinungsaustausch.

Die Initiative VoiceUp! (DKJS) befragt regelmäßig junge Menschen, was sie bewegt.

Publikationen im Projekt Demokratiebildung im Ganztag (DJI)

Demokratiebildung im Ganztag – ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) zeigt auf, wie im pädagogischen Alltag des Ganztags Demokratiebildung verstanden und praktiziert wird. In einer Handreichung sind Anregungen und Praxisbeispiele zusammengestellt.

Gewalt hat an unseren Schulen keinen Platz

Darüber hinaus verstärkt die Landesregierung Nordrhein-Westfalens die Prävention von Extremismus an Schulen und stellt ab August 2025 54 zusätzliche Fachkräfte für Systemische Extremismusprävention (SystEx) ein – eine Verdopplung der bisherigen Stellen.

Die SystEx-Fachkräfte unterstützen Schulen bei der Prävention von Radikalisierung, Extremismus und Gewalt, beraten Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte und begleiten Schulen bei entsprechenden Vorfällen. Ergänzend stehen Unterrichtsmaterialien zur Antisemitismusprävention und neue Handlungsleitlinien für Schulen zur Stärkung jüdischen Lebens zur Verfügung.

Pilotprojekt Ganztag & Raum an der Grundschule am Dichterviertel