In unserer neuen Reihe sollen wichtige Akteure zur Gestaltung und Umsetzung von Ganztagsbildung in NRW vorgestellt werden.

Den Auftakt macht die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW. Das Team der SAG NRW hat mit Vera Götte gesprochen. Sie ist seit 1. August 2024 neue stellvertretende Leiterin der Arbeitsstelle „Kulturelle Bildung NRW“. Zuletzt arbeitete sie als pädagogische Mitarbeiterin des Landes NRW im Bildungsbüro der Städteregion Aachen u.a. im Bereich der kulturellen Schulentwicklung.

Welche Aufgaben hat die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW? Mit welchen Akteur:innen arbeitet die Arbeitsstelle zusammen?

Die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW unterstützt Kommunen und Kreise bei der Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten für kulturelle Bildung. Sie vernetzt die Akteur:innen aus Jugendarbeit, Kultur, Kita und Schule, konzipiert Fach- und Praxistage und gibt Impulse für neue Kooperationen und Netzwerkprojekte im Bereich der kulturellen Bildung. Die Arbeitsstelle unterstützt und begleitet Schulen, Jugendeinrichtungen, Kindertreffs und Offene Türen bei der Entwicklung eines kulturellen Profils.

Welche Rolle spielt kulturelle Bildung in der Ganztagsbildung?

Kulturelle Bildung hat neben Sport schon immer den höchsten Anteil an den Bildungsangeboten im Ganztag gestellt und nimmt somit eine zentrale Rolle ein. Sie ermöglicht es Schüler:innen über den Schulunterricht hinaus wichtige Kompetenzen zu entwickeln. Sie fördert die Kreativität, das kritische Denken, Teamarbeit und Problemlösungsfähigkeiten und kann Stärken außerhalb der Unterrichtsfächer aufzeigen. Im Rahmen der Ganztagsbildung kann kulturelle Bildung intensiver gefördert werden, weil der erweiterte zeitliche Rahmen Raum für Aktivitäten und Projekte schafft, die über den regulären Lehrplan hinausgehen. Schüler:innen können neue Lernorte wie Museen, Theater und Kulturzentren kennenlernen.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie aktuell für die kulturelle Bildung im Hinblick auf den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz ab 2026?

Der Rechtsanspruch stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen, wenn es um die zur Verfügung stehenden Finanzen, Räume und die Zahl der notwendigen Fachkräfte geht.

Aber die aktuelle Diskussion bietet auch die Chance, den Ganztag als Teil der Bildungslandschaft neu zu denken, indem alle Möglichkeiten genutzt werden, die diese bietet. Die kulturelle Bildung verfügt über Konzepte ganzheitlichen, kreativen Lernens, über Räume und Fachkräfte, die allen Kindern in der Ganztagszeit zur Verfügung stehen sollten. Musikschulen, Jugendkunstschulen, Museen, Theater, usw. können und wollen aktiver und bereichernder Teil des Ganztags sein. Damit dies aber gelingt, brauchen wir eine funktionierende kommunale Steuerung und eine multiprofessionelle Zusammenarbeit an jedem Schulstandort. Die Strukturen müssen entsprechend ausgebaut werden, um vielfältige Angebote umsetzen zu können. Wichtig dabei ist, dass die Ganztagszeit als Bildungszeit gesehen wird: es muss Zeit für Musik, Theater und Tanz eingeplant werden.

Partizipation ist ein wichtiges Prinzip der kulturellen Bildung. Inwiefern kann kulturelle Bildung auf dieser Basis Beteiligungsprozesse in der kind- und jugendorientierten Ganztagsbildung unterstützen?

Kulturelle Bildung kann eine treibende Kraft für Beteiligungsprozesse in der Ganztagsbildung sein: sie stärkt Schüler:innen in ihrer Selbstbestimmung und gibt ihnen Werkzeuge zur aktiven Mitgestaltung ihrer Umwelt. Sie macht Partizipation konkret und lebendig. Kinder und Jugendliche gestalten in Projekten kreativ ihre Lern- und Lebenswelt, bringen eigene Ideen ein, treffen Entscheidungen und übernehmen Verantwortung. Sie wählen eigene Themen, setzen sie kreativ um und präsentieren sie in der Schulgemeinschaft und Öffentlichkeit. Dabei erlernen sie demokratische Prozesse und wichtige soziale Kompetenzen. Sie erfahren in kulturellen Projekten Selbstwirksamkeit, da sie sehen, dass ihre Beiträge und Meinungen wertgeschätzt und umgesetzt werden.

Vielen Dank für das Interview.

Die erwartbare erhöhte Nachfrage durch den künftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung stellt Ganztagsakteure und -akteurinnen in Kommunen und Schulen vor Herausforderungen und Chancen: Plätze müssen rechtzeitig geschaffen werden, Räume sinnvoll und vielfältig nutzbar sein. Für gute und kindgerechte Angebote braucht es beispielsweise geeignetes Personal und qualifizierte Fachkräfte, gelingende Kooperationen mit außerschulischen Partnern, multiprofessionelle Teamarbeit sowie ein gemeinsames Bildungsverständnis.   
 
Das #SAG-CAMP will im Format eines Barcamps einen Raum schaffen, in dem Ganztagsakteure und -akteurinnen ihre eigenen Themen, Fragestellungen, Projekte etc. mitbringen, voneinander lernen und sich miteinander vernetzen können. 

Eingeladen sind Schul- und Ganztagsleitungen, Schulträger, Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe, Lehr- und Fachkräfte, Regionale Bildungsbüros und alle am Ganztag Interessierte. 

Let´s talk about Ganztag – digital per zoom

Mittwoch, 18. September, 12:00-14:00 Uhr: Kinderschutz im Ganztag

Der Regionalverband Ruhr gestaltet in Zusammenarbeit mit RuhrFutur und der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ NRW diese digitale Veranstaltungsreihe.

Eingeladen sind alle Akteur:innen, die den Ganztag in der Region mitgestalten.

Ganztag in der Metropole Ruhr – mehr Zeit für Kinder und Jugendliche in Schule, mehr Zeit für Bildungsförderung, mehr Bildungsgerechtigkeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Download: Navigator Bildung Digitalisierung (Navigator BD)

Der Navigator Bildung Digitalisierung (Navigator BD) bietet erstmals eine thematisch geordnete Gesamtübersicht über den aktuellen Stand der digitalen Transformation im schulischen Bildungssektor in Deutschland. Er entwickelt ein umfassendes Verständnis für die digitale Transformation, fasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen, identifiziert bestehende Forschungslücken und gibt richtungsweisende Impulse für zukünftige Entwicklungen sowie ein systematisches Monitoring der digitalen Transformation im Bildungsbereich.